Der 5R-Ansatz hat seinen Ursprung in der Zero-Waste-Initiative. Er stellt sicher, dass im Materialkreislauf alle Optionen vor der Entsorgung ausgeschöpft werden. Dies bedeutet beispielsweise Ressourcen schonen, langlebige Produkte bevorzugen, die Kreislaufwirtschaft vorantreiben, den Klimawandel positiv beeinflussen und insgesamt den positiven Wandel fördern.
In Bezug auf die Herstellung und den Vertrieb von Baumaterial aus Naturbaustoffen und Beton verwendet die MÜLLER-STEINAG Gruppe diesen Ansatz dazu, das Potenzial in allen Bereichen für eine nachhaltige Umwelt zu nutzen.
Option | Hebel | Potenzial MSG |
---|---|---|
Option
REFUSE
|
Hebel
Normen, Politik, Gesellschaft |
Potenzial MSG
gering |
Option
REDUCE |
Hebel
Kreislaufwirtschaft
Materialbedarf Rohstoffe |
Potenzial MSG
gross |
Option
|
Hebel
Innovation Produkte + Baumethoden
Materialbedarf Baumaterial |
Potenzial MSG
gross |
Option
|
Hebel
Treibhausgas-Emissionen |
Potenzial MSG
mittel |
Option
REUSE |
Hebel
Kreislaufwirtschaft
Wiederverwendung Betonelemente |
Potenzial MSG
mittel |
Option
RECYCLE |
Hebel
Kreislaufwirtschaft
Wiederverwendung Betonabbruch |
Potenzial MSG
gross |
Option
ROT |
Hebel
Abfall minimieren |
Potenzial MSG
mittel |
Die MÜLLER-STEINAG Gruppe ist in einzelnen Bereichen des Produktlebenszyklus eines Bauwerks aktiv und kann dort zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung beitragen.
Stadium | Aktivität | Beteiligung MSG |
---|---|---|
Stadium
Produktion |
Aktivität
Rohstoffversorgung |
Beteiligung MSG
gross |
Stadium
|
Aktivität
Transport |
Beteiligung MSG
mittel |
Stadium
|
Aktivität
Herstellung |
Beteiligung MSG
gross |
Stadium
Errichtung des Bauwerks |
Aktivität
Transport vom Hersteller zum Bauwerk |
Beteiligung MSG
gross |
Stadium
|
Aktivität
Montage |
Beteiligung MSG
(mittel) |
Stadium
Nutzung |
Aktivität
Nutzung / Anwendung |
Beteiligung MSG
keines |
Stadium
|
Aktivität
Instandhaltung |
Beteiligung MSG
keines |
Stadium
|
Aktivität
Reparatur |
Beteiligung MSG
keines |
Stadium
|
Aktivität
Ersatz |
Beteiligung MSG
keines |
Stadium
|
Aktivität
Erneuerung |
Beteiligung MSG
keines |
Stadium
|
Aktivität
Ressourcen für die Nutzung des Bauwerks |
Beteiligung MSG
keines |
Stadium
Ende Bauwerk-Lebenszyklus |
Aktivität
Rückbau / Abriss |
Beteiligung MSG
keines |
Stadium
|
Aktivität
Wiederverwendung |
Beteiligung MSG
mittel |
Stadium
|
Aktivität
Recycling |
Beteiligung MSG
mittel |
Stadium
|
Aktivität
Transport |
Beteiligung MSG
mittel |
Stadium
|
Aktivität
Abfallbehandlung |
Beteiligung MSG
keines |
Stadium
|
Aktivität
Beseitigung |
Beteiligung MSG
(mittel) |
Daraus ergeben sich die folgenden vier Fokusbereiche für die Ziele und Massnahmen der MÜLLER-STEINAG Gruppe:
- Kreislaufwirtschaft
- Reduktion der Treibhausgasemissionen
- Naturschutz und Biodiversität
- Nachhaltige Produkte
Beim Beschaffungsmanagement sind die Konzepte zur Berücksichtigung der Nachhaltigkeitskriterien in Bearbeitung. Im Fokus stehen Optimierungen bei
- der Wahl der Produkte (vor allem Zement, Stahl),
- der Wahl der Dienstleistungen,
- der Wahl der Lieferanten (Zementlieferanten, Stahllieferanten).
Teilaspekte sind bereits in Umsetzung. 2023 werden beispielweise Geschäftsfahrzeuge mit konventionellem Antrieb durch solche mit Elektroantrieb ersetzt.
Die Kreislaufwirtschaft hat in der Schweizer Bauwirtschaft Tradition. 2018 wurden beispielsweise rund 12 Millionen Tonnen Rückbaumaterial wie Beton, Kies, Sand und Asphalt verwertet. Bei der Schonung der Ressourcen liegt jedoch noch einiges Potenzial brach. Mehr als 5 Millionen Tonnen, insbesondere Mischabbruch, befanden sich noch nicht in einem Kreislauf. Die Schweizer Politik hat die Förderung der Kreislaufwirtschaft als wichtigen Punkt auf ihre Agenda gesetzt. Insbesondere der Abbau der bestehenden Hürden wird intensiv diskutiert. Auch das Normen- und Regelwerk der Bauwirtschaft muss sich noch stark weiterentwickeln, damit sich die Wiederverwendung von Betonelementen (Reuse) sowie Recylingbeton und Produkte mit rezykliertem Gesteinskörnungsgemisch (Recycling) weiter etablieren können. Hier wirkt die MÜLLER-STEINAG Gruppe als Industrievertreter in Verbänden (swissbeton, SÜGB, VSU, FSKB, PRS) und technischen Kommissionen aktiv mit.
Kreislauf Betonprodukte
Grundsätze für die Kreislaufwirtschaft
Die MÜLLER-STEINAG Gruppe setzt sich als Mitglied von Swissbeton für die Kreislaufwirtschaft ein und hat die Haltung und Grundsätze dazu in ihren Unternehmungen etabliert.
Sie fördert die Kreislaufwirtschaft in ihren Produktionen für Betonprodukte und trägt so zu einer Begrenzung des ökologischen Fussabdrucks der Branche und zur Rohstoffversorgungssicherheit in der Bauwirtschaft bei.
Langlebigkeit: Beton ist ausserordentlich langlebig. Die MÜLLER-STEINAG Gruppe fördert die Instandhaltung, die Wiederverwendung sowie das Recycling ihrer hergestellten Produkte. Sie reduziert so den Bedarf an grauer Energie und verlängert den Lebenszyklus der Produkte.
Rohstoffsicherheit: Die MÜLLER-STEINAG Gruppe setzt sich für sortenreine Stoffflüsse ein, integriert Recyclingkreisläufe von Beton in ihrer Produktion und fördert Innovationen auf diesem Gebiet wie beispielweise CO2-absorbierende Recyclingbetone.
Zusammenarbeit: Die MÜLLER-STEINAG Gruppe fördert Kooperationen im Bereich der Kreislaufwirtschaft, damit das Kreislaufdenken bereits beim Planen des neuen Bauwerks Eingang findet.
Schweizer Standards: Qualität und Nachhaltigkeit gehören zusammen. Die MÜLLER-STEINAG Gruppe produziert ausschliesslich nach Schweizer Umweltstandards und verwendet wo immer möglich inländische Rohstoffe.
REDUCE
Die lange Lebensdauer schont Ressourcen
Die MÜLLER-STEINAG Gruppe stellt qualitativ hochwertige Produkte her. Sie sind robust, belastbar und langlebig. Meist werden Betonbauten weit über 100 Jahre genutzt. Über die lange Nutzungsperiode müssen Rohstoffreserven nur einmal angezapft werden. Der Bedarf reduziert sich und die wertvollen Vorkommen an Sand und Kies werden geschont.
REUSE, UPCYCLING
Die Wiederverwendung von Bauteilen schont Ressourcen
Bauwerke in Beton können in ganzen Bauteilen oder stofflich getrennt wiederverwendet werden. Speziell im Bereich serieller Bauten gibt es ein grosses Potenzial zur Wiederverwendung und damit zur Ressourcenschonung über das reine Recycling der Ausgangsmaterialien hinaus. Dies trifft insbesondere auf die Produktgruppen von vorfabrizierten Betonelementen zu, die bei der MÜLLER-STEINAG Gruppe hergestellt werden, wie Tragwerke, Fassadenelemente, Balkone, Liftschächte, Treppen sowie vorgespannte Betonelemente und Lärmschutzelemente.
Die fortschreitende Digitalisierung über den gesamten Prozess, die auch bei der MÜLLER-STEINAG Gruppe genutzt wird, schafft die Rahmenbedingungen, dass zurückgebaute Betonelemente auf dem Markt angeboten werden können. Plattformen dazu, wie beispielsweise Madaster, sind bereits in Betrieb.
Die Wiederverwendung von Betonabbruch schont natürliche Primärressourcen
Wenn nicht ganze Bauteile wiederverwendet werden können, wird Betonabbruch zu hochwertigen rezyklierten Gesteinskörnungen aufbereitet. Diese ersetzen bei der Herstellung von Beton natürliche Rohstoffe und schonen so Ressourcen an einheimischem Kies und Sand. Gemäss den geltenden Normen dürfen bezogen auf die gesamte Gesteinskörnung bis zu 45 Volumenprozent rezyklierte Gesteinskörnung wie natürliche Gesteinskörnung verwendet werden.
Der so entstandene Recyclingbeton ist ein alternatives Baumaterial, das seinem herkömmlichen Pendant weder in qualitativer noch ästhetischer Hinsicht nachsteht. Recyclingbeton lässt sich in vielen Anwendungsbereichen genauso wie herkömmlicher Beton einsetzen.
Die Werke der MÜLLER-STEINAG Gruppe bereiten selbst rezyklierte Gesteinskörnungsgemische auf und nutzen diese für die Herstellung von Produkten aus Recyclingbeton. Dazu gehören beispielsweise
- Vorfabrizierte Betonelemente
- Kabelkanäle
- Verteilkabinen
- Pflastersteine
- Treppen
Rezyklierte Gesteinskörnungsgemische werden der Bauwirtschaft durch die MÜLLER-STEINAG Gruppe auch als Recycling-Betongranulat und Recycling-Beton angeboten.
Die Transformation eines möglichst grossen Anteils des Sortiments in Produkte aus Recyclingbeton ist eine der Hauptaufgaben der Verantwortlichen im Bereich Forschung und Entwicklung. Eine der Herausforderungen stellen die Regelwerke und Normen dar. Sie sind oft noch nicht an die Forderungen und Aspekte der Nachhaltigkeit angepasst. Auch hier engagiert sich die MÜLLER-STEINAG Gruppe, indem ihre Fachpersonen in Fachverbänden und Normengremien mitwirken.
Die Wiederverwendung von Prozesswasser schont Ressourcen
Bei den Prozessen zur Herstellung von Beton und Betonvorfabrikaten fällt Schlammwasser an. Dieses wird aufbereitet, wo möglich, werksintern. In den Aufbereitungsanlagen werden die Bestandteile des Schlammwassers getrennt. Ein kleiner Teil Kies und der Hauptanteil Wasser wird in den Produktionskreislauf zurückgeführt. Damit werden die wertvollen natürliche Ressourcen geschont.
Im Bewusstsein, dass die Betonbranche bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen grosse Herausforderungen zu bewältigen hat, behandelt die MÜLLER-STEINAG Gruppe diesen Bereich mit besonderer Priorität. Es gibt hier viele Ansatzpunkte für mögliche Verbesserungsmassnahmen. Damit die Ziele der Vision Nachhaltigkeit im Bereich Umwelt erreicht werden können, wird jede Option genau geprüft. Wirkungsvolle Veränderungen werden in die Massnahmenkataloge aufgenommen.
Emissionsbilanz aller Werke in der Schweiz für das Referenzjahr 2022
Bereits etliche Jahre bevor die Anliegen der Nachhaltigkeit die heutige Dimension erhalten haben, haben sich die Firmen der MÜLLER-STEINAG Gruppe über den Branchendurchschnitt hinaus mit Massnahmen zum Klimaschutz engagiert. Neu und parallel zur Implementierung der übergeordneten Nachhaltigkeitsstrategie und des Umweltmanagements nach der Norm ISO 14001 ist das firmenübergreifende und systematische Erheben von Messwerten. Die erstmals für das Jahr 2022 vorliegenden Daten dienen als Basis für die Planung der Teilschritte und Massnahmen sowie als Instrument für das Monitoring der Zielerreichung.
Die Bilanz wurde von der Firma Neosys AG, Gerlafingen gemäss dem Greenhouse Gas (GHG) Protocol «Corporate Standard» erstellt und orientiert sich zusätzlich an dem GHG Protocol «Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard». Alle Resultate werden ausgedrückt in CO2-Äquivalenten (CO2eq). In der vorliegenden Bilanz sind die Kategorien 1 und 3 der indirekten Emissionen erfasst. In der vorliegenden Bilanz sind bei Scope 3 die Kategorien 1 und 3 der indirekten Emissionen erfasst. Dort entsteht der Hauptteil der Emissionen und dort liegen die grössten Hebel für Verbesserungen. Falls nach der Analyse in weiteren Kategorien relevante Einflussbereiche identifiziert werden, werden in Zukunft auch dort Messwerte erhoben.
SCOPE 1
Direkte Emissionen
Dies sind Emissionen aus Quellen, die direkt von den Unternehmen der MÜLLER-STEINAG Gruppe verantwortet oder kontrolliert werden. Dazu gehören Emissionen aus Energieträgern an den eigenen Standorten sowie Emissionen des eigenen Fuhrparks.
Emissionen von Transporten reduzieren
Der Transport des robusten, aber auch schweren Materials stellt hohe Anforderungen an die eingesetzten Transportmittel und Technologien. Aktuell ist die Elektromobilität im LKW-Transportbereich noch nicht so weit entwickelt, dass Elektro-LKW eingesetzt werden könnten. Aufgrund der äusserst selten als gleiche Route anfahrbaren Baustellen und der fehlenden Schnelllade-Infrastruktur auf dem Weg dahin entfällt diese Option bei den LKWs. Die LKW-Flotte der MÜLLER-STEINAG Gruppe ist aber praktisch vollständig mit der zurzeit emissionsärmsten Euro-6-Motorentechnologie unterwegs. Bei den Staplern in ihren Werken zeigt sich ein anderes Bild. Über 57 % der Stapler fahren mit Elektroantrieb.
Wo durch Verhaltensänderung Emissionen reduziert werden können, nutzt die MÜLLER-STEINAG Gruppe das Potenzial. Dazu gehören die stetige Aus- und Weiterbildung der Chauffeure in ökologischer und ökonomischer Fahrweise sowie Prämien für Chauffeure bei Einsparungen im Treibstoff-Verbrauch. Eine optimale, softwareunterstützte Auslastungs- und Routenplanung (Distanz vom Herstellwerk zur Baustelle im Durchschnitt ca. 60 km) ermöglicht es, Transporte zu reduzieren und Leerfahrten zu vermeiden. Zudem werden, wenn immer möglich, Transporte per Bahn anstelle von LKW-Transporten genutzt.
Emissionen aus Wärmebedarf reduzieren
Im Jahr 2022 hat die MÜLLER-STEINAG Gruppe rund 850 000 Franken in Massnahmen zur Verbesserung des Wärmehaushalts vorwiegend in den Produktionsgebäuden investiert. Durch die thermische Sanierung von Gebäudehüllen sowie durch den Ersatz von konventionellen Toren durch Schnelltore reduzieren sich der Wärmeverlust und schlussendlich auch die Emissionen aus der Erzeugung von Wärme.
Emissionsarme Holzwärmeanlagen anstelle von konventionellen Wärmequellen leisten dort, wo es möglich ist, einen zusätzlichen Beitrag zur Verminderung von Emissionen.
E-Mobilität fördern
Im Jahr 2022 hat die MÜLLER-STEINAG Gruppe verschiedene Massnahmen eingeleitet, die den Wechsel auf Transportmittel mit Elektroantrieb erleichtern und unterstützen. Es wurde damit begonnen, die Standorte der Gruppe mit Ladestationen für E-Bikes und E-PKW auszurüsten, mit dem Ziel, dass an jedem Standort Ladekapazität zur Verfügung steht. Dies soll die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren, beim Arbeitsweg vermehrt auf E-Mobilität umzusteigen.
Parallel dazu wurde bei der Beschaffungsplanung für neue Geschäftsfahrzeuge entschieden, den aktuell bescheidenen Anteil an Fahrzeugen mit Elektroantrieb signifikant zu erhöhen. Dies wird sich in der Emissionsbilanz der Folgejahre positiv auswirken.
CO2-Vereinbarungen gemäss CO2-Verordnung des Bundes
In der Schweiz wird auf energetisch genutzte fossile Brennstoffe eine CO2-Abgabe erhoben. Betreiber von Anlagen aus vom Bundesrat bezeichneten Wirtschaftszweigen können sich von der CO2-Abgabe befreien lassen, indem sie sich gegenüber dem Bund zur Verminderung ihrer Treibhausgasemissionen verpflichten (Verminderungsverpflichtung). Dabei handelt es sich insbesondere um Wirtschaftszweige, die eine hohe Abgabebelastung im Verhältnis zu ihrer Wertschöpfung haben und deren internationale Wettbewerbsfähigkeit durch die Abgabe stark beeinträchtigt würde.
Der Umfang der zu erzielenden Treibhausgasreduktion orientiert sich am wirtschaftlichen Potenzial beim einzelnen Betreiber von Anlagen. Die Verminderungsverpflichtung ist somit ein Instrument, um die in den Anlagen vorhandenen Reduktionspotenziale zu erkennen und umzusetzen. Die Betreiber leisten so ihren Beitrag zum Klimaschutz und zur Einhaltung des nationalen Emissionsziels.
Folgende Firmen der MÜLLER-STEINAG Gruppe haben eine solche Vereinbarung unterzeichnet und wurden 2022 betreffend Zielerreichung entlang des mit den Behörden festgelegten Reduktionsziels mittels Monitoring der entsprechenden Massnahmenziele überwacht:
- Creabeton Matériaux AG, Lyss, Einigen, Granges-près-Marnand, Müntschemier
- Steinag Rozloch AG, Stansstad
- CREABETON PRODUKTIONS AG, Brugg
Typische Massnahmen zur Reduktion der fossilen Brennstoffe in den Betrieben waren z. B. der Ersatz von Hallentoren, Fenstern und Beleuchtungen, die Isolation von Dächern und Wänden, technische Verbesserungen von Heizungen (Thermostate, Umwälzpumpen, Steuerungen) etc.
Die gesetzten Ziele wurden zu 100 % erreicht bzw. übertroffen.
SCOPE 2
Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie
Dies sind indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie (z. B. Strom), die von den Unternehmungen der MÜLLER-STEINAG Gruppe verbraucht aber ausserhalb der Unternehmungen erzeugt werden.
Im Jahr 2022 wurde der Bedarf der MÜLLER-STEINAG Gruppe zu über 92 % mit Strom aus erneuerbaren Quellen gedeckt, wobei 1.9 Millionen kWh Strom aus Eigenproduktion stammen.
Obwohl der verhältnismässige Anteil der Scope-2-Emissionen im Berichtsjahr bereits auf einem tiefen Niveau lag, will sich die MÜLLER-STEINAG Gruppe auch hier weiter verbessern. Einerseits wurden bereits konkrete Projekte zur Erhöhung der Eigenproduktion von Strom aus Solarenergie gestartet. Andererseits wurde der Bedarf reduziert durch den Umstieg auf energiesparende Komponenten, wie beispielsweise LED-Beleuchtungen, und durch bauliche Massnahmen zur besseren Nutzung von Tageslicht.
SCOPE 3
Indirekte Emissionen entlang der Wertschöpfungskette
Dies umfasst Emissionen, die innerhalb der Wertschöpfungskette mit eingekauften Waren und Dienstleistungen in Verbindung stehen. Sie beinhalten auch Emissionen, die in Verbindung mit den verkauften Waren und Dienstleistungen stehen und entstehen, nachdem diese die Kontrolle des Unternehmens verlassen haben.
Zement als entscheidender Hebel
Die Hauptbestandteile von Betonrezepturen sind Gesteinskörnungen, Wasser und Zement. Bei der Produktion des Bindemittels Zement ist der dafür notwendige chemische Umwandlungsprozess mit der Emission von Treibhausgasen verbunden. Die CO2-Intensität eines Betonproduktes hängt dabei in erster Linie von der Menge und der Spezifikation des in der Betonmischung verwendeten Zements ab. Der CO2-Gehalt in einer Tonne Beton entspricht ungefähr einem Zehntel des CO2 in einer Tonne Zement. Die Emissionen aus der Aufbereitung der Gesteinskörnungen und der Verwendung der weiteren Ausgangsstoffe sowie aus Transporten spielen eine untergeordnete Rolle. Der entscheidende Hebel bei der Dekarbonisierung der Betonbauweise liegt somit beim Zement.
Zahlreiche Handlungsfelder für die Emissionsreduktion
Die MÜLLER-STEINAG Gruppe engagiert sich in all diesen Handlungsfeldern. 2022 wurde, dort wo es möglich ist, mit der Festlegung von konkret messbaren Verbesserungszielen gestartet. In den Berichten der Folgejahre kann so die Entwicklung und Zielerreichung rapportiert und überprüft werden.
Engagement der Schweizer Zementindustrie
Die MÜLLER-STEINAG Gruppe bezieht den Zement zum grössten Teil von Schweizer Zementwerken. Diese konnten gegenüber dem Stand von 1990 die CO2-Emissionen der Zementherstellung pro Tonne Zement um rund 30 Prozent senken. Einiges ist schon erreicht worden, es verbleibt jedoch eine grosse Menge CO2, welche es zu reduzieren gilt. Die Schweizer Zementindustrie bekennt sich in ihrer Roadmap zum Netto-Null-Ziel bis 2050.
Die MÜLLER-STEINAG Gruppe hat bei einem ihrer Zementlieferanten nachgefragt, mit welchen positiven Entwicklungen die Zementhersteller sie auf dem Weg zum klimaneutralen Beton unterstützen werden:
«Unser grösster Hebel zu mehr Nachhaltigkeit liegt beim Zement für unsere Betonprodukte. Welche Schritte unternehmen Sie, damit sich für uns als Verbraucher von Zement dessen Umweltleistung verbessert?»
Vigier nimmt heute bei der Dekarbonisierung der Zementindustrie eine Spitzenreiterrolle ein. So verwenden wir in unserer Produktion kaum noch primäre fossile Brennstoffe, Strom beziehen wir aus 100% Wasserkraft, oder den Klinkeranteil in unseren Zementen reduzieren wir kontinuierlich. Vigier schont Ressourcen durch die vollständige und umweltschonende Verwertung von mineralischen Abfällen. Vigier legt aus Überzeugung Wert darauf, transparent und faktenbasiert mit MÜLLER-STEINAG zu kommunizieren. Im gemeinsamen, partnerschaftlichen Austausch werden sich beide Unternehmen in Zukunft noch weiter verbessern können.
Lukas Epple, Regionaldirektor Schweiz, Leiter Strategie VICAT Gruppe
Emissionen kompensieren
Mit dem Ziel, dass die erwünschten Resultate aus den F+E-Projekten hinsichtlich CO2-Reduktion erzielt werden, hat die MÜLLER-STEINAG Gruppe entschieden, die Organisation der F+E unternehmensüberspannend aufzustellen. Es wurde ein Leiter F+E rekrutiert und die Fachgruppe Forschung sowie die Fachgruppe Entwicklung initialisiert. Bei der Priorisierung der Forschungsprojekte wurden hinsichtlich CO2-Kompensation die Projekte Pflanzenkohle und Rekarbonatisierung favorisiert.
Kiesabbau – nehmen und zurückgeben
Der Abbau von mineralischen Rohstoffen verändert temporär die Landschaft. Anstelle von Landwirtschaftsland oder Wald bilden sich durch die Abbautätigkeit immer wieder neue offene Flächen. Mit den ersten Planungen für ein neues Abbaugebiet entwickelt die MÜLLER-STEINAG Gruppe bereits Ideen und Konzepte, um den Abbau und die Folgenutzung umweltgerecht vorzubereiten. Nach Ende der Abbauzeit ist es ihre Verpflichtung, die temporär genutzte Fläche den Landbesitzern und der Allgemeinheit umgehend und in einem guten Zustand zurückzugeben. Die Kiesgruben werden wieder aufgefüllt, sorgfältig rekultiviert und renaturiert. Die MÜLLER-STEINAG Gruppe stützt sich dabei auf die gesetzlichen Grundlagen (Umweltschutzgesetz USG) sowie die Vorgaben des Inspektorats des Fachverbands der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie FSKB. Die MÜLLER-STEINAG Gruppe arbeitet mit der Stiftung «Natur und Wirtschaft» zusammen und lässt ihre Abbaustellen von dieser oder ähnlichen Institutionen zertifizieren. Bei allen Massnahmen lässt sie sich von spezialisierten Fachkräften ökologisch begleiten.
Mehrwert für die Natur
Kiesgruben, Steinbrüche und Auffüllungen bieten grosse Chancen für die Natur. Typische Pflanzen- und Tierarten, welche eigentlich in Flussauen leben würden, besiedeln als Pionierarten die offenen Abbaustellen. Die MÜLLER-STEINAG Gruppe schafft gezielt Wanderbiotope und leistet damit wichtige Beiträge für das Sichern der Biodiversität. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten finden damit neue Lebensräume. Amphibien, Reptilien, Säugetiere und Insekten können sich ansiedeln. Auch seltene Arten wie z. B. der Flussregenpfeifer, die Uferschwalbe, die Kreuzkröte oder die Sandschrecke finden hier ideale Voraussetzungen für das Weiterbestehen und die Weiterentwicklung.
Lokale Rohstoffe mit kurzen Transportwegen
Die MÜLLER-STEINAG Gruppe verwendet in ihren Werken lokale Rohstoffe und sorgt damit für kurze Transportwege. Bei den eigenen Abbaugebieten und auch beim Rohmaterial, das eingekauft wird, beträgt die gewichtete durchschnittliche LKW-Transportdistanz für Gesteinskörnungen weniger als zehn Kilometer vom Abbaugebiet zum Werk.
Granges-près-Marnand – Werk Granges
Der Rohmaterial-Abbau direkt auf dem Werksgelände sorgt für ein Minimum an Transportemissionen.
Kulmerauer Allmend – Werk Rickenbach
Hier liegt die Distanz vom Abbaugebiet zum Werk unter vier Kilometer.
Steinbruch Rüti – Werk Rotzloch, Stansstad
Hier gelangen die Gesteinsbrocken über einen 100 m tiefen Vertikalschacht auf das Förderband und werden grösstenteils in einem Tunnel in das einen Kilometer entfernte Werk befördert.
Umweltrelevante Aktivitäten an den Abbaustandorten
Die Biodiversität in den Abbaugebieten und der Mehrwert für die Natur können nur gesichert und erhalten werden, wenn die Areale unterhalten und gepflegt werden. Und dies über die gesamte Nutzungszeit bis zur Rekultivierung hindurch. Es werden Amphibienteiche und kleinere Wasserflächen ausgebaggert, Uferbereiche abgeschürft, Steinhaufen aufgeschüttet, Böschungen gestaltet, begrünt und gemäht, Hecken und Waldstreifen angelegt und gepflegt sowie landwirtschaftliche Flächen wiederhergestellt und zurückgegeben. Invasive Neophyten werden vor dem Absamen von Hand ausgerissen. Zudem wird das gesamte Schnittgut aus der Pflege der Hecken und Bäume so gelagert, dass ein lebendiger Organismus entstehen kann.
Areal Werk Rickenbach
Unterhalt und Pflege von Weihern, Gewässern und Biotopen als Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung. Bauliche Massnahmen wie Leitzäune und Tunnel zum Schutz der Amphibien während der Wander- und Laichzeit.
Werksareal Rotzloch
Rückbau von über 1000 Quadratmetern Lagerplatz. Revitalisierung des Seeufers und Schaffung von Flachwasserzonen mit Schilf als ökologisch wertvoller Lebensraum für Flora und Fauna.
Deponie Typ B (Inertstoffdeponie) – Werk Rotzloch
Regionale Deponie für die umweltgerechte Entsorgung von nicht verwertbaren mineralischen Bauabfällen und gesteinsähnlichen Stoffen.
Das Fördern und Vorantreiben nachhaltiger Baukonzepte mit dem Einsatz vorfabrizierter Betonprodukte ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der MÜLLER-STEINAG Gruppe. Deshalb investiert sie in die Forschung und Entwicklung «ihres» Baustoffes, von der ressourcenschonenden Herstellung über das Erlangen einer hohen und kontinuierlichen Baustoffqualität mit einer möglichst langen Nutzungsdauer bis hin zum werterhaltenden Recycling. Qualitativ hochwertig vorfabrizierter Beton mit seinen Eigenschaften wie Robustheit, Langlebigkeit und Rezyklierbarkeit leistet einen jahrzehntelang wirksamen Beitrag bei der Materialisierung im Bau.