
Text von Redaktion
veröffentlicht 15.06.2020
aktualisiert 13.05.2024
veröffentlicht 15. Juni 2020
| aktualisiert 13. Mai 2024
4 min. Lesezeit

Die MÜLLER-STEINAG Gruppe positioniert sich als unabhängiges, eigenständiges Familienunternehmen. Was bedeutet für Sie Unabhängigkeit im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld?
Als Familienunternehmen haben wir stets die nächste Generation im Blick, nicht den Quartalsabschluss. Deshalb lautet unser Motto des unternehmerischen Handelns immer «langfristig» und «unabhängig». Und das gilt jetzt mehr als zuvor, denn wir bestimmen die Geschicke und die Zukunft der MÜLLER-STEINAG Gruppe selbst, wir sind selber handlungsfähig und können Entscheidungen rasch fällen. Gerade in der jetzigen Zeit sind wir sehr anpassungsfähig, wenn es um sich schnell verändernde Rahmenbedingungen geht, darauf können wir als eigenständiges und unabhängiges Familienunternehmen zeitnah und flexibel reagieren. Und so unsere Kunden und Mitarbeiter langfristig zufriedenstellen.

Geht die Unabhängigkeit über diesen organisatorischen Rahmen hinaus?
Natürlich geht sie noch weit darüber hinaus. Unser komplettes Rohmaterial für den Beton bauen wir in der Schweiz ab. So zum Beispiel schon seit über 10 Jahren im Steinbruch Rüti. Dort werden jedes Jahr rund 300 000 Tonnen Kieselkalk abgebaut und im Werk Rotzloch weiter verarbeitet. Und das ist nur ein Beispiel. Der Vertrieb unserer Produkte läuft dann über die zur Gruppe gehörenden Verkaufsgesellschaften CREABETON AG, MÜLLER-STEINAG ELEMENT AG und MÜLLER-STEINAG BAUSTOFF AG. Unsere eigene grosse Transportflotte liefert punktgenau unsere Produkte zum Kunden. Dabei setzen wir jedoch nicht ausschliesslich auf die eigene Transportflotte. Um flexibel zu sein, unterstützen uns mit einem Anteil von etwa 30 Prozent auch externe Transportfirmen. Zudem verfügen wir an unseren Standorten teilweise über eine eigenständige Energieversorgung aus Wasserkraft, Holzschnitzelfeuerung und Photovoltaik-Anlagen.
Gibt es aufgrund der Corona-Pandemie bei der MÜLLER-STEINAG auch Bereiche, wo sie nicht unabhängig sind oder waren?
Die Massnahmen des Bundesamts für Gesundheit in der Lockdown-Zeit und die damit verbundenen Verhaltensregeln mussten wir natürlich befolgen, genauso wie jedes andere Unternehmen auch. Alle Massnahmen, um die Weiterarbeit an unseren Standorten für unsere Mitarbeiter sicherzustellen, wurden vollumfänglich umgesetzt. In einzelnen Regionen, wie im Tessin, gab es für uns Lieferstopps, da einige Baustellen aufgrund der Pandemie geschlossen werden mussten. Aber insgesamt kann man sagen, dass wir die Situation bei der MÜLLER-STEINAG recht gut meistern.
Warum braucht die Bauwirtschaft Schweizer Hersteller für Betonwaren?
Ich finde es sehr wichtig, dass wir als Arbeitgeber einen Beitrag zur inländischen Wertschöpfung leisten. Es gibt so viele Gründe, warum die Bauwirtschaft gerade auf Schweizer Hersteller setzen sollte. Bestes Beispiel ist die aussergewöhnliche Situation in den letzten Monaten. Wir haben in Zeiten des eingeschränkten Grenzverkehrs dafür gesorgt, dass laufende Bauprojekte nicht stillstehen. Und wir kennen die Schweizerischen Normen und die gesetzlichen Vorgaben ganz genau und berücksichtigen diese bei der Konzeption von Produkten und Lösungen. Zudem sind wir so nah am Kunden. Unsere Verkaufsberater sind schnell vor Ort, wenn unvorhersehbare Situationen zu bewältigen sind. Öfters stehen auch Ansprüche von kantonalen Baubehörden im Raum, die Produkte fordern, welche spezifisch nach deren Vorgaben hergestellt werden müssen. Solche Produkte sind nur bei Schweizer Herstellern erhältlich. Und letztendlich sorgen wir als Schweizer Hersteller von Betonwaren dafür, dass das herstellungstechnische Know-how in der Schweiz bleibt, indem wir die dafür notwendigen Fachleute aus- und weiterbilden.
Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit Sie als Mitinhaber der MÜLLER-STEINAG Gruppe ihr Bekenntnis zum Werkplatz Schweiz aufrechterhalten können?
Die MÜLLER STEINAG Gruppe ist seit über 90 Jahren im Bohler in Rickenbach zu Hause und damit regional stark verankert. Unser Bekenntnis zum Werkplatz Schweiz steht damit ausser Frage, wir wollen und werden auch weiterhin in der Schweiz produzieren, auch wenn die Rahmenbedingungen dafür nicht immer optimal sind. Die Politik muss dafür sorgen, Bedingungen zu schaffen, die eine existenzsichernde Geschäftstätigkeit in der Schweiz ermöglichen. Für uns ist es wichtig, dass uns bei der Erschliessung neuer Abbaustätten durch eine Ausweitung von behördlichen Auflagen und administrativen Aufwänden, nicht weitere Steine in den Weg gelegt werden. Dazu gehört auch, dass es keine weiteren Erhöhungen der Standards bezüglich der Arbeitsbedingungen am Produktionsstandort Schweiz gibt und bei der Vergabe von öffentlichen Ausschreibungen auch die Mehrleistungen von unserer Seite berücksichtigt werden. So sorgen wir bei unseren Bauprojekten für die besten ökologischen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise auf dem Werksareal in Rickenbach, wo wir ein Amphibienschutzsystem mit Tunnel gebaut haben. Wir setzen die geforderten ökologischen Massnahmen um und dann ist das eben auch etwas teurer, als zum Beispiel bei einem Anbieter aus dem Ausland, der eventuell nicht alle Auflagen perfekt erfüllt. Kurz gesagt, müssen gute wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen gegeben sein, um den Werkplatz Schweiz für Unternehmen auch weiterhin attraktiv zu gestalten.